Der 1373 Meter hohe Lusen ist mit seinem pyramidenförmigen Gipfelaufbau aus Granitbrocken eine der auffälligsten Erhebungen im Bayerischen Wald.
Einer Sage nach gab es kurz vor dem entlegenen Gipfel eine unbemannte Brothütte, wo sich die hungrigen Begleiter der Salzkarawanen gegen Entgelt versorgen konnten. Manch einer nahm sich das Brot ohne zu bezahlen, doch höhere Gerechtigkeit verwandelte den Dieb in einen Felsen.
Darüber macht man sich anfangs der Wanderung natürlich keine Gedanken, während man von der Sagwasserklause durch den Wald des alten Nationalparks stapft. Je weiter man in die Gipfelregion vordringt, desto deutlicher zeigen sich beim Anblick großer Totholzflächen die Auswirkungen des Borkenkäfers als »natürlichem Nutznießer« der von Stürmen und Umwelteinflüssen geschädigten Bäume....
An der Klause befindet sich ein neuer Unterstand mit einer Infotafel, auf der die Geschichte des Triftens – und damit die Entstehungsgeschichte solcher Klausen – ausführlich erklärt werden.
Anschließend wird der Wanderer wieder von tiefem Laubwald verschluckt. Der Berghang wird allmählich immer steiler und das den Wanderweg begleitende Sagwasser fächert sich immer mehr auf und verschwindet allmählich ganz.
Kurz vor dem Lusenschutzhaus gesellt sich zuerst der von rechts kommende Lusensteig und wenige Meter später der von links heraufführende Winterweg zu unserem Aufstieg dazu.
Da der Winterweg zugleich auch die Versorgungsstraße der Gipfelhütte ist, müssen die nächsten Kurven leider auf einer „Wanderautobahn“ zurückgelegt werden.
Wenig später steht man leicht außer Atem auf einem der großartigsten Panoramaberge im Bayerischen Wald.
Besonders an klaren Herbsttagen oder bei Föhn bietet der Lusengipfel eine unschlagbare Aussicht! Die Alpen scheinen unmittelbar hinter Passau zu stehen und sogar der Gletscher des Dachsteins ist problemlos zu erkennen. Im Herbst verdeckt oft eine dichte Nebeldecke den Blick in die Täler und lässt die Alpengipfel über der Wolkenschicht schweben.
Beim Abstieg über den Finsterauer Lusensteig wartet zuerst eine steile Granittreppe auf den Wanderer. Am sogenannten Markfleckl wird kurz die Grenze zu Tschechien berührt. An diesem historischen Dreiländereck berührten sich bis ins Jahr 1803 das Kurfürstentum Bayern, das Fürstbistum Passau und das böhmische Königreich.
Anschließend schlängelt sich der immer steiler werdende Weg zwischen dem Hohen Filzberg und dem Steinfleckenberg hindurch und führt vom Kleinen Schwarzbach begleitet hinunter zur Schwarzbachstrasse. Dieser folgt man in Richtung Süden bis zur schreienden Seige, einem, vor allem zur Zeit der Schneeschmelze, recht munterem Wildbach. Kurz nach der darauf folgenden Kreuzung verlässt man die Forststrasse auf dem nach rechts den Berg hinauf abzweigenden Brunndoblweg wieder.
In wenigen Minuten ist nun der am Fuße des Sulzriegels liegende Tummelplatz erreicht. Dieser auf 1140 Metern Meereshöhe liegende Schachten wurde erstmals im Jahre 1809 erwähnt und zählt somit zu den jüngeren seiner Art. Hier wurden im Frühjahr die Stiere verschiedener Besitzer nach der langen Stallzeit aneinander gewöhnt, bevor sie auf die höheren Schachten getrieben wurden, wo sie den Sommer verbrachten. Auch Viehzählungen fanden hier statt. Aus diesem Grund sind solche Tummelplätze immer recht nahe an den Ortschaften - hier zum Beispiel Finsterau, Mauth und Schönbrunn am Lusen – zu finden.
Ein Kurzabstecher auf die Großalmeyerschloss genannte Felsformation auf dem Gipfel des Hohlsteins bietet sich von hier aus an.
Danach folgt man der grün-weißen Markierung des Europawanderwegs E6 zuerst ein Stückchen auf der Forststrasse, verlässt diese später nach links, den Berg hinunter, um nach gut zwei Kilometern die Steinbachklause zu erreichen. Dieser wunderschön gelegene Stausee ist ein weiteres Zeugnis der Waldwirtschaft vergangener Jahrhunderte. Von hier aus wurde das in den Wintermonaten geschlagene Holz zur Zeit der Schneeschmelze in Richtung Passau getriftet.
Der Weg führt nun wieder leicht bergauf, überquert erneut eine Forststraße und erreicht wenig später den eher flachen Bergrücken des Steinberg. All denjenigen, die hier noch nicht ganz platt sind, sei ein kleiner Abstecher ins nahe Felswandergebiet empfohlen. Trotz des urwaldartigen Bewuchses bieten sich immer wieder großartige Ausblicke in alle Richtungen. Von der kleinen Kanzel am westlichen Ende des Felswandergebietes ist es nur noch ein Katzensprung bis der Endpunkt der Wanderung am Sägwasser-Parkplatz erreicht ist.
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© Beata & Dietmar Haas